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AKKER­MANSIA MUCINIPHILA  – bedeutsam für eine intakte Darm­schleimhaut

Die Darmgesundheit ist wichtig für unser allgemeines Wohlbefinden: Eine intakte, sich regenerierende Darmschleimhaut spielt dabei eine besondere Rolle. Ist unsere Darmschleimhaut gesund, profitieren unser Immunsystem, unser Stoffwechsel und unsere Psyche – das belegen mehrere Studien und Forschungsansätze1.  Das Bakterium Akkermansia muciniphila nimmt hierbei eine Schlüsselposition ein: Es ist das einzige Bakterium, das einen direkten Einfluss auf die Darmschleimhaut hat und sie zur Regeneration anregt. 

Warum ist die Darm­schleimhaut so wichtig für die Darm­gesundheit?

Eine intakte Darmschleimhaut mit einer dichten Schleimschicht bietet Billionen von nützlichen Bakterien die Lebensgrundlage und eine Barriere gegen Krankheitserreger und Giftstoffe. Das Bakterium Akkermansia muciniphila stimuliert dabei die Regeneration der Darmschleimhaut und sorgt für eine dichte Darmschleimhaut, die entscheidend für eine stabile Darmbarriere und ein gutes Immunsystem ist.

Was ist das Bakterium Akkermansia muciniphila?

Akkermansia muciniphila ist ein relativ neu entdecktes Darmbakterium, das in unserer Darmschleimhaut lebt und bis zu 5%* der gesamten Darmbakterien, also der Darmflora bzw. des Darmmikrobioms, ausmacht.2

*Quelle:
Vallianou, N.G. et al 2023 -> 0,5 - 5 %
Vallianou, N.G.; Kounatidis, D.; Tsilingiris, D.; Panagopoulos, F.; Christodoulatos, G.S.; Evangelopoulos, A.; Karampela, I.; Dalamaga, M. The Role of Next-Generation Probiotics in Obesity and Obesity-Associated Disorders: Current Knowledge and Future Perspectives. Int. J. Mol. Sci. 2023, 24, 6755. https://doi.org/10.3390/ijms24076755

Eine Frau im Labor sieht durch ein MikroskopEine Frau im Labor sieht durch ein MikroskopEine Frau im Labor sieht durch ein Mikroskop

2004 isolierten, identifizierten und charakterisierten Professor Willen M. de Vos und sein Team von der Universität Wageningen in den Niederlanden diese neue Art des Stammes der Verrucomicrobia.3  Dabei handelt es sich um gram-negative,  sauerstoffempfindliche und oval-geformte Bakterien. Seine Erkenntnis: Ohne Akkermansia muciniphila kann es keine gesunde und intakte Darmschleimhaut geben. Das Bakterium aktiviert die Mukusschicht im Darm als Lebensgrundlage für andere nützliche Bakterien, die beteiligt sind die Nahrung für unsere Verdauung verfügbar machen, das Immunsystem unterstützen und das Wohlbefinden fördern.

Wie trägt Akkermansia muciniphila zur Regeneration der Darm­schleimhaut bei?

Welche Bedeutung dieses Bakterium hat, ist schon am Namen zu erkennen: Denn „muciniphila“ bedeutet „schleimliebend“. Akkermansia muciniphila ernährt sich von Muzin, einem Schleimstoff, der hauptsächlich aus Glykoproteinen besteht und die Darmschleimhaut bedeckt.

Muzin wird von einzelligen Drüsen, den sogenannten Becherzellen, produziert. Sie sitzen zwischen den Epithelzellen, die die innere Oberfläche des Darms auskleiden. Durch den Verzehr von Muzin trägt Akkermansia muciniphila zum Nährstoffaustausch der Darmflora bei und regt so indirekt die Becherzellen an, mehr Muzin zu produzieren: Ein Regenerationsprozess, der die Darmwand stärkt. Denn die Darmschleimhaut bildet eine natürliche Barriere, die verhindert, dass schädliche Bakterien in unseren Blutkreislauf gelangen.

Eine Frau auf der Couch lächelt in die KameraEine Frau auf der Couch lächelt in die KameraEine Frau auf der Couch lächelt in die Kamera

Akkermansia unterstützt eine gesunde Darmbarriere und das Immunsystem.

Akkermansia muciniphila trägt also zur Gesundheit der Darmschleimhaut bei und schafft ein optimales Umfeld für weitere nützliche Mikroben. Das Zusammenspiel von Darmschleimhaut und Darmflora ist entscheidend, um unser Immunsystem durch eine effektive Darmbarriere gegen Krankheitserreger zu unterstützen.4

Die wichtigsten Aufgaben:

 Akkermansia muciniphila..
  1. ...steht in direkter Wechselwirkung mit der Darmschleimhaut und hilft, diese zu erhalten und zu regulieren.4
  2. ...unterstützt das Wachstum anderer nützlicher Mikroorganismen im Darm und trägt so zu einem gesunden Gleichgewicht in der Darmflora bei. Ein Nebenprodukt seines Stoffwechsels sind kurzkettige Fettsäuren. Sie stellen eine interne Nährstoffquelle für Darmzellen und andere nützliche Bakterien dar und tragen zu deren Wachstum bei.5.
  3. ...kann die Wahrscheinlichkeit von Darmentzündungen verringern, die zu vielen Folgeerkrankungen führen können.  Durch die Verdickung der Darmschleimschicht trägt Akkermansia dazu bei, den Körper vor einer Vielzahl chronischer Krankheiten zu schützen.5

Gut zu wissen

Akkermansia muciniphila kann die Insulinempfindlichkeit und Glukosetoleranz verbessern.

Studien zeigen, dass die Anzahl der muzinophilen (= schleimhautliebenden) Spezies Akkermansia bei gesunden Menschen deutlich erhöht ist.7 Bei Menschen mit Adipositas, Reizdarmsyndrom  und Morbus Crohn wurde eine geringere Anzahl an Akkermansia muciniphila im Darm beobachtet.4

Bei bestimmten Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes kann die Population von Akkermansia muciniphila im Darm betroffener Personen stark vermindert sein.4

Häufige Fragen zu Akkermansia muciniphila

Um das Bakterium im Darm zu vermehren, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:  

Sowohl unser Lebensstil als auch unsere Ernährung spielen eine zentrale Rolle für die Darmgesundheit. Psychischer und physischer Stress beeinflussen die sogenannte Darm-Hirn-Achse, die den Informationsaustausch zwischen dem Darm, den dort lebenden Bakterien und unserem Gehirn steuert. Aus diesem Grund ist es wichtig, regelmäßig Zeit für Entspannung einzuplanen. Stressabbau durch Techniken wie Meditation oder regelmäßige körperliche Bewegung kann dazu beitragen, den Akkermansia-Spiegel im Darm positiv zu beeinflussen. Eine ausgewogene Ernährung mit ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukten spielt hier ebenfalls eine wichtige Rolle.9

Akkermansia ist ein anaerobes Bakterium, das bei Sauerstoffkontakt abstirbt. Daher gibt es keine Lebensmittel, die dieses Bakterium direkt enthalten. Allerdings kann die Ernährung mit bestimmten Nahrungsmitteln die Population von Akkermansia muciniphila im Darm erhöhen. Dazu gehören Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Polyphenolen:  darunter Weintrauben, Cranberrys, Leinsamen, schwarzer Tee und Fischöl. Sie liefern wichtige Nährstoffe für gute Darmbakterien und die Abwehr schädlicher Mikroben. Präbiotische und probiotische Lebensmittel wie ballaststoffreiche Körner (z. B. Leinsamen) und fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, gereifter Käse und Kefir sind ebenfalls hilfreich zur Unterstützung der Darmflora.

Mehr Infos zu Präbiotika und Probiotika

Eine erhöhte Anzahl von Akkermansia muciniphila deutet in der Regel auf eine gut funktionierende Darmschleimhaut und eine gesunde Darmflora hin. Gesunde Menschen weisen Studien zufolge eine höhere Population dieses Bakteriums im Darm auf.7

Ein reduzierte Menge an Akkermansia muciniphila kann sich negativ auf die Darmbarriere auswirken und somit indirekt zur Entstehung des Leaky Gut Syndroms beitragen. Da sich Akkermansia von Muzin ernährt, einem Hauptbestandteil der Darmschleimhaut, fördert es die kontinuierliche Erneuerung dieser Schutzschicht. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem niedrigen Anteil an Akkermansia muciniphila häufiger zu Übergewicht, Typ-2-Diabetes und anderen Stoffwechselstörungen neigen.6

1 Zhang T., Li Q., Cheng L., Buch H., Zang F. 2019. Akkermansia muciniphila is a promising probiotic. Microbial Biotechnology. Volume 12, Issue 6, 1109–1125.https://doi.org/10.1111/1751-7915.13410 Lei W., Cheng Y., Gao J., Liu X., Shao L., Kong Q., Zheng N., Ling Z., Hu W. (2023). Akkermansia muciniphila in neuropsychiatric disorders: friend or foe?. Frontiers in cellular and infection microbiology, 13.https://doi.org/10.3389/fcimb.2023.1224155

2 Derrien M., Collado M.C., Ben-Amor K., Salminen S., de Vos W.M. 2008. The Mucin Degrader Akkermansia muciniphila Is an Abundant Resident of the Human Intestinal Tract. Appl Environ Microbiol 74: https://doi.org/10.1128/AEM.01226-07

3 Derrien M., Vaughan E., Plugge C., de Vos W.M. 2004. Akarnania muciniphila gen. nov., sp. nov., a human intestinal mucin-degrading bacterium. International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology, Volume 54, Issue 5.  https://doi.org/10.1099/ijs.0.02873-0

4 Everard A., Belzer C., Geurts L., Ouwerkerk J.P., Druart .C, Bindels L.B., Guiot .Y, Derrien M., Muccioli G.G., Delzenne N.M., de Vos W.M., Cani P.D. Cross-talk between Akkermansia muciniphila and intestinal epithelium controls diet-induced obesity. Proc Natl Acad Sci U S A. 2013 May 28; 110(22): 9066-71. Epub 2013 May 13. PMID: 23671105; PMCID: PMC3670398. https://doi.org/10.1073%2Fpnas.1219451110

5 Ottman N., Geerlings S. Y., Aalvink S., de Vos W. M., Belzer C. Action and function of Akkermansia muciniphila in microbiome ecology, health and disease. Best Practice & Research Clinical Gastroenterology, Volume 31, Issue 6, 2017, Pages 637-642, ISSN 1521-6918. https://doi.org/10.1016/j.bpg.2017.10.001

6 Cani P.D., Depommier C., Derrien M., Everard A., de Vos W.M. Akkermansia muciniphila: paradigm for next-generation beneficial microorganisms. Nat Rev Gastroenterol Hepatol 19, 625–637 (2022). https://doi.org/10.1038/s41575-022-00631-9

7 Dao M.C., Everard A., Aron-Wisnewsky J., et al. Akkermansia muciniphila and improved metabolic health during a dietary intervention in obesity: relationship with gut microbiome richness and ecology Gut 2016; 65: 426-436. https://doi.org/10.1136/gutjnl-2014-308778

8 Rebeca M. Cruz-Aguliar, Nina Wantia, Thomas Clavel, Maria J.G.T. Vehreschild, Thorsten Buch, Monther Bajbouj, Dirk Haller, Dirk Busch, Roland M. Schmid, Christoph K. Stein-Thoeringer; An Open-Labeled Study on Fecal Microbiota Transfer in Irritable Bowel Syndrome Patients Reveals Improvement in Abdominal Pain Associated with the Relative Abundance of Akkermansia Muciniphila. Digestion 20 August 2019; 100 (2): 127–138. https://doi.org/10.1159/000494252
 
9 Maier T.V., Lucio M., Lee L.H., VerBerkmoes N.C., Brislawn C.J., Bernhardt J., Lamendella R., McDermott J.E., Bergeron N., Heinzmann S.S., Morton J.T., González A., Ackermann G., Knight R., Riedel K., Krauss R.M., Schmitt-Kopplin P., Jansson J.K. 2017. Impact of Dietary Resistant Starch on the Human Gut Microbiome, Metaproteome, and Metabolome. mBio 8:10.1128/mbio.01343-17. https://doi.org/10.1128/mbio.01343-17

10 Rodríguez-Daza M.C., de Vos W.M. Polyphenols as Drivers of a Homeostatic Gut Microecology and Immuno-Metabolic Traits of Akkermansia muciniphila: From Mouse to Man. Int. J. Mol. Sci. 2023, 24, 45. https://doi.org/10.3390/ijms24010045